Allgemeines zum Ligensystem im Südwestfußball
Teil 1: Oberliga Südwest, 1945-63
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in Deutschland in den verschiedenen Besatzungszonen sogenannte Zonenligen oder Oberligen; neben den Oberligen Nord, West und Süd auch eine Oberliga Südwest in der französischen Besatzungszone. Im von den drei westlichen Zonen getrennten Berlin entstand eine Stadtliga, die später auch den Status einer Oberliga erhielt. Die französische Zone war zweigeteilt: Neben einem nördlichen Teil, dem heutigen Rheinland-Pfalz und dem (politisch allerdings davon getrennten und weitgehend autonomen) Saarland gab es auch einen südlichen Teil. Dieser lag im südlichen Baden, in Hohenzollern und am Bodensee.
Die Oberliga Südwest startete demnach zunächst mit zwei getrennten Staffeln, deren Meister den Meister der französischen Zone ausspielten. Die Südstaffel trug vier Spielzeiten aus, in denen vier verschiedene Vereine die Meisterschaft erringen konnten (VfL Konstanz, SV Rastatt, Fortuna Freiburg (alias Freiburger FC) und SSV Reutlingen 05). 1950 wurde die Südstaffel aufgelöst und dem süddeutschen Fußballverband angegliedert; der SSV Reutlingen und der FC Singen 04 kamen in die Oberliga Süd. Diese Staffel klammere ich hier aber aus.
In der Nordstaffel starteten in der Spielzeit 1945/46 zehn Vereine; es wurden nach dem Krieg weitgehend alle Clubs eingesammelt, die eine Mannschaft zusammenbrachten und in der Lage waren, Auswärtsspiele zu bestreiten. Die Hälfte der Vereine kam von der Rheinschiene (Bingen, Mainz, Worms, Ludwigshafen, Frankenthal). Der spätere Fußballverband Rheinland war nicht beteiligt; das Gebiet um Koblenz war ohnehin vor dem Krieg noch zum Mittelrhein (Köln/Bonn) hin ausgerichtet gewesen.
Die erste Saison begann am 6. Januar 1946 mit drei Spielen (FSV Mainz – 1. FC Saarbrücken 2:4; Wormatia Worms – Phönix Ludwigshafen 5:1; FK Pirmasens – VfR Frankenthal 2:5), war demnach also eher eine „Saison 1946“, eine Frühjahrsrunde, ebenso wie die Folgesaison, die auch im Januar startete. Dazwischen gab es eine Übergangsrunde, die Ende 1946 abgebrochen worden war. Vier Vereine der ersten Spielzeit wurden nicht mehr berücksichtigt, dafür kamen mit TuS Neuendorf und FSV Kürenz zwei Vertreter aus dem Rheinland dazu. Die dritte Saison startete im September 1947 mit 14 Vereinen, dauerte fast ein Jahr und war erst im September 1948 beendet.
Anschließend mußten die saarländischen Vereine auf Betreiben der französischen Militärregierung und des französischen Fußballverbandes die Oberliga verlassen; die Vereine wurden in eine „Ehrenliga Saarland“ eingereiht, während der 1. FC Saarbrücken außer Konkurrenz in der zweiten französischen Liga mitspielte. Damit wollten die Franzosen die von ihnen politisch geforderte Autonomie des Saarlandes auch sportpolitisch durchsetzen; selbst Freundschaftsspiele zwischen saarländischen und deutschen Vereinen wurden untersagt. Nach drei Jahren kehrten der 1. FCS und Borussia Neunkirchen in die Liga zurück, später auch andere Saarvereine.
Seit 1951/52 stabilisierte sich die Oberliga: Sie startete ab dieser Spielzeit regelmäßig mit 16 Vereinen, es gab zwei Ab- und Aufsteiger.
Unterhalb der Oberliga gab es mit der 2. Oberliga (auch 2. Division genannt) noch eine weitere Liga, die den gesamten Südwesten abdeckte. Die beiden Tabellenersten stiegen in die Oberliga auf, die beiden Tabellenletzten in die drei darunterliegenden Amateurligen (Saar, Südwest, Rheinland) ab, aus denen zwei Teams aufstiegen, die sich in einer Qualifikationsrunde der Amateurligameister durchsetzen konnten.
Teil 2: Die Einführung der Bundesliga und der Regionalliga 1963
Die Saison 1962/63 war die letzte der Oberliga Südwest. Der DFB hatte sich nach langem Zögern zu einer bundesweiten Liga durchgerungen: Im Juli 1962 hatte der DFB-Bundestag die Einführung der Bundesliga zur Saison 1963/64 beschlossen. Die letzte Oberliga-Saison wurde somit zu einer Bewerbungssaison für die neue erste Liga, zumindest für die 46 Vereine, die bis November eine Bewerbung abgegeben hatten. Aus dem Südwsten waren das der 1. FCK, der 1. FCS, Neunkirchen, Pirmasens, Worms, Saar 05 und die Sportfreunde Saarbrücken, wobei die beiden letztgenannten wohl zu keiner Zeit den Hauch einer Chance hatten und auch bald aussortiert wurden.
Zwei Plätze waren dem Südwesten zugestanden worden. Die Auswahlkriterien blieben dennoch ominös; angeblich sollten die Ergebnisse seit 1952 berücksichtigt werden; Details wurden aber nicht genannt – auch nicht, als dann die ersten neun Glücklichen bekanntgegeben wurden, und zwar schon Mitte November 1962. Aus dem Südwesten, wo jahrelang der 1. FC Kaiserslautern mit seiner „Walter-Elf“ die Liga dominiert hatte, wurde nominiert: der 1. FC Saarbrücken. Das verstand niemand so recht, denn mit Blick auf die letzten Oberliga-Spielzeiten hatten sich neben den Lauterern vor allem die Neunkircher und Pirmasenser realistische Hoffnungen gemacht. Da mit Hermann Neuberger ein dezidierter FCS-Anhänger im Gremium saß, gab es schnell den natürlich nie zu beweisenden Verdacht, der umtriebige Funktionär habe seinen Verein in die Bundesliga gehievt.
Mit der Nominierung für den FCS war im Südwesten de facto eine Entscheidung gefallen, denn den FCK nicht aufzunehmen, war angesichts der Tatsache, daß die Roten Teufel die Ewige Tabelle der Oberliga mit gigantischem Abstand anführten, kaum denkbar. Und so kam es dann auch, und in Neunkirchen und Pirmasens schwankte man zwischen Wut und Entsetzen. Harte und schwer nachvollziehbare Entscheidungen in dieser Frage gab es in allen Oberligen. Im Norden wurden Hannover 96 und der VfL Osnabrück aussortiert, im Westen Alemannia Aachen. Und im Süden mußten die Offenbacher Kickers draußenbleiben, sowie Bayern München, weil nur ein Verein aus einer Stadt berücksichtigt wurde und 1860 München schlicht die bessere Bilanz aufwies. Auch die Entscheidung, aus Berlin die Hertha aufzunehmen und nicht Tennis Borussia oder Tasmania, war diskutabel (und wurde auch heftig diskutiert). Der Versuch, wenigstens die größten Ungerechtigkeiten (Aachen, Offenbach, Neunkirchen) durch eine Erweiterung der Liga aus dem Weg zu räumen, scheiterte am „Njet“ des DFB. Viel Raum also für Verschwörungstheorien.
Unterhalb der Bundesliga wurden die fünf bisherigen Gebiete, die die Oberligen gebildet hatten, beibehalten und als Regionalliga fortgeführt. Die Teilnehmer wurden im Südwesten einem reichlich unübersichtlichen Verfahren bestimmt, das hier nur in groben Zügen wiedergegeben werden soll. Zunächst wurden alle Oberligisten übernommen, die nicht in die Bundesliga aufgestiegen waren und keinen der beiden Abstiegsränge belegt hatten (12 Vereine), ebenso die beiden Erstplazierten der 2. Oberliga (Phönix Ludwigshafen, Eintracht Trier). (12+2 = 14 vergebene Plätze). Dann spielte zunächst der Oberliga-Fünfzehnte (Eintracht Kreuznach) eine Relegation gegen den Dritten der 2. Oberliga (SV Weisenau). Weisenau gewann und war somit qualifiziert (=15 vergebene Plätze). Eintracht Kreuznach, der Oberliga-Letzte SV Niederlahnstein und die Vereine der Plätze 4 bis 8 der 2. Oberliga bildeten dann mit dem ASV Landau, Meister der Amateurliga Südwest zwei Vierergruppen. Die beiden Erstplazierten der Vierergruppen qualifizierten sich (=19 vergebene Plätze), während die jeweiligen Tabellendritten noch ein weiteres Entscheidungsspiel austrugen. Hier trafen der ASV Landau und Eintracht Kreuznach aufeinander, das Spiel endete 0:0. Ein Rückspiel gab es nicht; stattdessen entschied das Los für Landau (=20 vergebene Plätze). Einfach geht anders.
Teil 3: Regionalliga Südwest, 1963-1974
Die Regionalliga startete mit 20 Vereinen in ihre erste Saison. Schrittweise wurde die Liga dann aber auf die noch aus der Oberliga bekannte Anzahl reduziert (1964/65: 18 Vereine, 1965/66: 16 Vereine). Der Tabellenerste, später auch der Tabellenzweite, erreichte die Aufstiegsrunde zur Bundesliga, in der zwei Gruppen gebildet wurden, aus denen jeweils der Gruppensieger aufstieg.
In die unter der Regionalliga angesiedelten dritten Ligen absteigen mußten in der Regel zwei Teams. Aus den drei Amateurligen Saar, Südwest und Rheinland, die auch schon vor der Bundesligaeinführung existiert hatten, rückten weiterhin zwei der drei Meister auf.
Teil 4: Die Einführung der 2. Bundesliga und die Auflösung der Regionalliga
Für 1974 hatte der DFB als Unterbau der Bundesliga eine zweite Bundesliga beschlossen, die zunächst in zwei Staffeln (Nord und Süd) an den Start ging. In den Süden wurden die Vereine aus den Regionalverbänden Süd und Südwest einsortiert; aus dem Südwesten qualifizierten sich sieben Vereine. Wieder gab es Ranglisten und Quoten und einbezogene Vorjahresergebnisse, und wieder gab es Diskussionen, und wieder war der 1. FC Saarbrücken beteiligt. In der aufgestellten Rangliste war der FCS nämlich nur auf Platz 8 gelandet und wäre somit in die Amateurliga einsortiert worden. Dann aber erhielt der SV Alsenborn mit reichlich dubiosen Begründungen keine Lizenz, und die Saarbrücker waren doch dabei. Das Ganze landete vor mehreren Gerichten (Sport- und Zivilgerichten), und am Ende stand für die Alsenborner nur die Amateurliga. Neben Saarbrücken qualifizierten sich Neunkirchen, Homburg, Röchling Völklingen, Mainz 05, Wormatia Worms und Pirmasens.
Unterhalb der 2. Liga Süd blieben weiterhin die Amateurligen bestehen; die Kluft zwischen einer Profiliga, die halb Westdeutschland umfaßte, und einer Amateurliga Saarland mit Vereinen wie SV Weiskirchen, SV Oberthal oder ASV Kleinottweiler war immens und vor allem für die Zweitliga-Absteiger oft eine Katastrophe. So reiften bald die Pläne zur Einrichtung einer großräumigeren Liga im Südwesten.
Teil 5: Oberliga Südwest (später Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar), seit 1978
Im Norden war bereits 1974 eine einheitliche Oberliga unterhalb der 2. Liga Nord eingeführt worden. Diesem Beispiel folgte 1978 auch der Südwesten, indem als Unterbau zur 2. Liga Süd eine Liga eingeführt wurde, die den gesamten Raum des südwestdeutschen Regionalverbandes umfaßte. Die Liga erhielt den Namen „Oberliga Südwest“.
Zur Auswahl der Vereine, die an der Premierensaison teilnehmen durften, wurde ein recht einfaches Verfahren gewählt: In der Regel sollten sich schlicht die bestplazierten Vereine der Amateurligen in der Saison 1977/78 qualifizieren, jeweils sechs aus den drei beteiligten Verbänden Rheinland, Saar und Südwest. Die neue Liga sollte 18 Vereine umfassen.
Aus dem Saarland qualifizierten sich die Vereine auf den Plätzen 2 bis 7 der Amateurliga (der Erste, Borussia Neunkirchen, war in die 2. Liga aufgestiegen). Im Rheinland waren es die ersten Fünf der Amateurliga sowie der Sieger eines Relegationsspiels zwischen dem Tabellensechsten und dem Sieger einer Qualifikationsrunde der Bezirksliga-Meister. Hier setzte sich der Bezirksligist SV Speicher schließlich durch (um dann in seinem einzigen Oberligajahr ziemlich unter die Räder zu kommen). Im Südwesten qualifizierten sich die ersten Fünf, dazu kam noch Zweitliga-Absteiger FK Pirmasens.
Der Oberligameister stieg bis 1980 direkt in die 2. Liga Süd auf, da es (neben Hessen, Baden-Württemberg und Bayern) vier Aufsteiger gab. 1981, als die 2. Liga eingleisig wurde, gab es gar keine Aufsteiger; der FSV Mainz 05 durfte stattdessen an der Amateurmeisterschaft teilnehmen. Da in dieser Saison eine ganze Reihe Vereine aus der 2. Liga abstieg (Trier, Neunkirchen, Saarbrücken, Homburg) wurde die Liga auf 21 Vereine aufgestockt und nach und nach wieder auf 18 reduziert. Seit 1982 mußte sich der Oberligameister einer Qualifikationsrunde stellen, wobei einigen Vereinen der Sprung in den Profifußball gelang (Saarbrücken, Homburg, Salmrohr, Mainz...). Seit 1994 steigt der Meister dann in die Regionalliga auf, teilweise direkt, teilweise über eine Qualifikation.
Unterhalb der Oberliga wurden die Amateurligen fortgeführt, die jetzt Verbandsligen hießen (später dann auch Saarlandliga und Rheinlandliga). In der Regel stiegen die Verbandsligameister auf und die drei letzten Teams ab, wobei es je nach Auf- und Absteigern zur 2. Liga auch zwei oder vier Vereine sein konnten.
1978 bis 1994 war die Oberliga die dritte Liga. Mit der Einführung der Regionalligen zur Saison 1994/95 als Ebene unterhalb der Bundesligen war die Oberliga Südwest dann nur noch viertklassig, und die Einführung der Dritten Liga zwischen Bundesligen und Regionalliga ließ die Oberliga dann noch eine Stufe nach unten rutschen, so daß sie seit 2008 nur noch die fünfte Ebene der Ligenpyramide darstellt.