Sportverein Weingarten 1946 e.V. Vereinsadresse: Schulstraße 14, 67366 Weingarten Gegründet: 1946 Vereinsfarben: rot-weiß Stadion: Weingarten-Arena Weiteres Stadion: Webseite: www.svw2007.de |
Wer die Bundesstraße 272 zwischen Speyer und Landau befährt, sieht von Speyer kommend auf der rechten Seite direkt an der Bundesstraße ein Fußballstadion mit moderner überdachter Haupttribüne und Beleuchtungsmasten. Das ist die Weingarten-Arena, die 2002 für 6.500 Zuschauer errichtet wurde. Weingarten-Arena? 6.500 Zuschauer? Man kann das als Verwirklichung des alten Traumes bezeichnen, einen Fußballverein auf die große Bühne zu führen – zumindest im Ansatz. Oder man kann das, wie es vor allem aus den Reihen der gegnerischen Vereine und in deren Webforen zu hören und zu lesen ist, als Ausdruck von Größenwahn werten. Die Wahrheit liegt, wie so häufig, irgendwo dazwischen – oder es gibt schlicht mehr als eine Wahrheit. Unbestritten ist zumindest: Mit seiner Arena hat sich der SV Weingarten tatsächlich überhoben.
Im pfälzischen Weingarten (es gibt noch einen Ort gleichen Namens im Badischen auf der anderen Rheinseite) existierten mit dem FSV und der DJK schon seit den 20er Jahren Fußballvereine, die aber nach dem Krieg nicht wieder auflebten. Stattdessen gab es mit dem Sportverein Weingarten 1946 eine Neugründung. Lange Zeit spielte der Verein lediglich auf Kreisebene, bis in den 90er Jahren Willi Behr Vorsitzender des Vereins wurde und die Rot-Blauen begannen, sich ihren Weg durch die Ligen zu bahnen. Trainer in dieser Zeit war der ehemalige KSC-Profi Helmut Behr, Cousin des Vorsitzenden.
Der rasante Aufschwung brachte den SVW im Jahr 2000 in die Verbandsliga Südwest, wo der Verein gleich im ersten Jahr den dritten Platz erreichte. Schon im darauffolgenden zweiten Verbandsligajahr gelang der Oberligaaufstieg. Zu diesem Zeitpunkt hatte Behr dem Verein, der bisher auf seinem Sportplatz in der Schulstraße kickte, bereits ein neues Sportgelände errichtet: Das auf 6.500 Zuschauer ausgelegte neue Stadion, Weingarten-Arena benannt, zeigte, wohin die Reise mit dem SV Weingarten gehen sollte. Als Coach für die Oberliga-Saison wurde Peter Rubeck engagiert, zuvor Trainer in Homburg und Worms und auch als „Entdecker von Miroslav Klose“ apostrophiert, weil der unter Rubeck beim FC 08 Homburg gespielt hatte und dann von dort nach Kaiserslautern gewechselt war. In der Oberliga etablierte man sich sofort und wurde in der Aufstiegssaison Tabellensiebter.
Bereits in der zweiten Oberliga-Spielzeit bliesen die Rot-Blauen, die sich erneut verstärkt hatten und denen inzwischen gerüchteweise ein drittligatauglicher Saisonetat unterstellt wurde, zum Angriff auf die Tabellenspitze. Mit 69 Punkten spielten sie auch eine hervorragende Saison, aber die TuS Koblenz war noch vier Punkte besser und stieg auf. In der dritten Saison galten die Weingartener erneut als großer Favorit auf die Oberliga-Meisterschaft, aber sie wurden schließlich nur Tabellenfünfter. Die Saison hatte schon unruhig begonnen, denn Trainer Rubeck hatte nach dem ersten Spieltag seinen Rücktritt erklärt. Im Lauf der Saison wurde dann mehr und mehr offensichtlich, daß der Verein, bedingt auch durch die hohen Kosten des Stadionbaus sowie durch unerfüllte Zusagen von Sponsoren, in finanzielle Nöte geraten war. Erste Meldungen über Probleme waren bereits Ende 2003 aufgekommen; der Kicker schrieb beispielsweise am 18.12.2003, die Oktobergehälter seien erst im Dezember überweisen worden.
Die Schwierigkeiten kulminierten schließlich im Juli 2005 in „einer der vorhersehbarsten Insolvenzen der jüngeren Fußballgeschichte“ (so Hardy Grüne in seinem „Großen Buch der deutschen Fußballvereine“) und der Abmeldung sämtlicher Mannschaften vom Spielbetrieb. Weil das Insolvenzverfahren erst nach Saisonbeginn eingeleitet wurde, stand der SVW bereits vor dem ersten Spiel als erster Absteiger fest. Damit war nicht nur das Ende der Oberligageschichte des SV Weingarten erreicht, sondern der komplette Verein brach zusammen, denn schon im August 2005 mußte der Insolvenzverwalter vermelden, daß sich kein neuer Investor gefunden hatte und der Verein daher zu liquidieren sei. Am Ende hatten 60.000 Euro gefehlt, die niemand mehr bereit war, in den SVW zu investieren.
Zwei Jahre später wurde der SV Weingarten 2007 gegründet, ein Nachfolgeverein mit identischen Vereinsfarben und sehr ähnlichem Wappen, der wieder in der untersten Kreisklasse anfangen mußte und inzwischen in der B-Klasse Rhein-Mittelhaardt Ost antritt (10. Liga), aber wenigstens immer noch in seiner „Arena“ spielt. Die Geschichte wiederholte sich dann übrigens nur vier Jahre später in etwas anderer, aber in den Grundzügen durchaus vergleichbarer Form – etwa 30 Kilometer weiter nördlich, in Oggersheim.