Turn- und Sportverein 1846/1912 Montabaur e.V. Vereinsadresse: von-Bodelschwingh-Straße, 56410 Montabaur Gegründet: 1912 Vereinsfarben: schwarz-weiß-rot Stadion: Mons-Tabor-Stadion Weiteres Stadion: Webseite: www.tus-montabaur-fussball.de |
Zwar hat der Turn- und Sportverein Montabaur nur drei Spielzeiten in der Oberliga Südwest verbracht, hat aber in dieser kurzen Zeit für eine Menge Aufruhr und Verwirrung gesorgt und über Jahre hin diverse Gerichte beschäftigt. Gegründet wurde der heutige Verein nach dem Zweiten Weltkrieg, als im Jahr 1946 der SV 1912 Montabaur und der Turnverein Montabaur fusionierten. Der TuS tauchte zunächst in den 50er Jahren in der Amateurliga Rheinland auf und verbrachte hier acht Spielzeiten. Danach spielten die Weiß-Schwarzen lange Jahre in den lokalen Amateurklassen und stiegen erst 1996 wieder in die Verbandsliga Rheinland auf, durch die sie schon in der Aufstiegssaison mit nur zwei Niederlagen durchmarschierten und somit zum ersten Mal in die Oberliga Südwest aufstiegen.
In ihrer Premierensaison belegten sie einen guten Mittelfeldplatz (Rang 9) mit fast ausgeglichener Bilanz, was sie in der zweiten Saison mit fast identischer Punktzahl wiederholen konnten. Dann allerdings deckte nach dem Saisonende die Rhein-Zeitung auf, daß der TuS in 30 seiner 34 Saisonspiele mit Dieter Bux einen Spieler eingesetzt hatte, der gar nicht spielberechtigt gewesen war, weil der zwischen Verein und Spieler geschlossene Vertrag kurz nach der Unterzeichnung wieder aufgelöst worden war. Dies war nun zunächst ein Problem des TuS Montabaur, denn der Verein hätte theoretisch 40 seiner 44 Punkte aberkannt bekommen müssen und wäre mit den übriggebliebenen vier Punkten natürlich abgestiegen.
Dabei blieb es aber nicht. Vielmehr wurde die Situation nun sehr schnell sehr kompliziert, denn das Thema zog weit größere Kreise, und bald gerieten auch der FK Pirmasens, der SC Idar-Oberstein, die FSG Schiffweiler und sogar Adler Osterfeld aus dem (jedenfalls was die Verbandszugehörigkeit angeht) fernen Oberhausen am Niederrhein unfreiwillig in den Sog der Affäre. Aufsteiger in die Regionalliga West/Südwest war nämlich der SC Idar-Oberstein geworden, mit 73 Punkten und einem Punkt Vorsprung auf den FK Pirmasens, der als Tabellenzweiter eine Entscheidungsspiel um den vierten Aufstiegsplatz gegen den Nordrhein-Zweiten Adler Osterfeld austragen mußte – und mit 3:4 verlor. Pirmasens war damit raus aus der Regionalliga. Das war am 12. Juni. Drei Wochen später wurde der Fall Montabaur öffentlich. Die Pirmasenser allerdings hatten in ihrem Ligaspiel gegen Montabaur am 6. Spieltag nur 2:2 gespielt, und der TuS hatte Dieter Bux eingesetzt. Der FKP klagte daraufhin auf die Zuerkennung der zwei Punkte und erhielt Recht. Damit lagen die Pfälzer nun in der Tabelle plötzlich vor Idar-Oberstein und waren somit Regionalliga-Aufsteiger. Montabaur hingegen wurden fast sämtliche Punkte aberkannt und der Verein als Absteiger gewertet.
Die Sportgerichte sahen sich nun neben der Pirmasenser Klage auch einer parallelen Klage der Montabaurer gegen diese Entscheidung ausgesetzt und entschieden schließlich, daß Bux nur im Spiel gegen Pirmasens nicht spielberechtigt gewesen sei. Eine ebenso inhaltlich kuriose wie organisatorisch geschickte Lösung, denn so erhielt Pirmasens die Punkte, wurde zum Oberligameister erklärt und rückte nachträglich in die Regionalliga auf, in der Idar-Oberstein zu diesem Zeitpunkt bereits das erste Saisonspiel gegen den FSV Salmrohr ausgetragen hatte, und Montabaur blieb in der Liga. Glück für die Spielplan-Organisatoren war es dabei gewesen, daß die Regionalliga ursprünglich mit 19 Vereinen hätte starten sollen. So war es kein großes Problem, Pirmasens noch in den Spielplan einzubauen. Idar-Oberstein, das hatte sich schon früh abgezeichnet, durfte per Härtefallregelung auf jeden Fall in der Regionalliga starten.
Dann war da aber noch Adler Osterfeld, die ja das Entscheidungsspiel gegen Pirmasens eigentlich gewonnen hatten und nun auch einen Antrag auf den Regionalligaaufstieg per Härtefall stellten, weil sie ja nun kurioserweise als Sieger der Aufstiegsrunde nicht aufsteigen durften, während der Verlierer der Aufstiegsrunde aufgestiegen war. Dieser Antrag wurde aber vom Regionalliga-Vorstand abgelehnt und später, mehr als einen Monat nach Beginn der Saison, auch vom OLG Düsseldorf bestätigt. Osterfeld mußte also in der Oberliga Nordrhein bleiben.
Um dem ganzen Komplex noch einen zusätzlichen Knoten hinzuzufügen, hätte übrigens die FSG Schiffweiler als erster Absteiger aus der Oberliga auch noch Protest einreichen können, denn schließlich würden die Saarländer auf den ersten Nichtabstiegsplatz vorrücken und somit in der Liga bleiben, wenn Montabaur nicht nur zwei, sondern alle 40 Punkte aberkannt bekommen hätte. Die FSG verzichtete aber auf einen Einspruch, da sie sich nicht sicher waren, ob sie eine weitere Oberligasaison finanziell überhaupt noch würden stemmen können.
In dieser Saison hatte dann übrigens auch noch der Bonner SC unter der ganzen Affäre zu leiden, denn der BSC hatte Dieter Bux verpflichtet und eingesetzt, während dieser eigentlich eine Spielberechtigung für den FV Rheinbrohl gehabt hätte, was die Bonner aber nicht wissen konnten… aber das jetzt im Detail auch noch zu erklären würde den Rahmen sprengen. Der Bonner General-Anzeiger erklärt in einem Artikel auf seiner Webseite, was der Pirmasenser Titel mit dem BSC-Abstieg zu tun hat. Das abschließende Urteil in der ganzen Angelegenheit gab es erst 2001: Der ursprüngliche Punktabzug für den TuS wurde bestätigt. Das hatte aber im Grunde nur noch statistische Relevanz, denn wegen der ganzen offenen Verfahren war Montabaur in der Saison 1999/2000 in der Oberliga geblieben – und stieg als abgeschlagener Letzter mit nur drei Saisonsiegen ab.
Wie übrigens „lustiger“weise auch Pirmasens und Idar-Oberstein aus der Regionalliga... Der TuS Montabaur jedenfalls pendelt seit dem Oberligaabstieg zwischen Verbandsliga und Bezirksliga, und die Oberliga Südwest konnte sich in den Folgejahren anderen Problemfällen widmen, zum Beispiel den Pleiteclubs SV Prüm oder SV Weingarten.