Verein für Bewegungsspiele 1914 Wissen e.V. Vereinsadresse: Stadionstraße 39, 57537 Wissen Gegründet: 1914 Vereinsfarben: blau-weiß Stadion: Dr-Grosse-Sieg-Stadion Weiteres Stadion: Sportplatz Frankenthal Webseite: www.vfb-wissen.de |
Von den 34 Spielzeiten zwischen 1957 und 1991 verbrachte der VfB Wissen genau 29 in der Amateurliga Rheinland (später Verbandsliga). Das zeigt, mit welcher Konstanz der sympathische Verein aus dem Siegtal über lange Zeit im Rheinland-Oberhaus mitspielte. Aber es gab auch turbulentere Zeiten im Westerwald.
Nach mehreren kurzlebigen Vorläufern, die seit 1910 in Wissen entstanden waren, wurde 1914 der Verein für Bewegungsspiele gegründet. Dieser trat erst nach dem Zweiten Weltkrieg oberhalb der lokalen Fußball-Ebene in Erscheinung, als 1957 der Aufstieg in die damals noch zweigleisige Amateurliga Rheinland gelang. Der Aufschwung hing auch mit dem zwei Jahre zuvor feierlich eingeweihten neuen Stadion zusammen, das den etwas sperrigen Namen Dr.-Grosse-Sieg-Stadion erhalten hatte. In der Amateurliga etablierte sich der Verein und spielte in den Anfangsjahren sofort um den Aufstieg in die 2. Oberliga Südwest mit. Zweimal, 1961 und 1962 gelang die Meisterschaft in der Oststaffel der Rheinlandliga. Im ersten Jahr scheiterten die Wissener noch im Entscheidungsspiel am Meister der Weststaffel, dem SV Ehrang. Aber im zweiten Anlauf überstanden die Blau-Weißen auch das Entscheidungsspiel (4:2 gegen Alemannia Plaidt) und spielten nunmehr zweitklassig. Allerdings wurde die 2. Oberliga nach der Saison 1962/63 aufgelöst; der VfB hatte als Tabellenfünfter knapp die direkte Qualifikation zur Regionalliga verpaßt und war dann in dem reichlich absurden Ausscheidungsmodus gescheitert, während der Tabellenachte TSC Zweibrücken in die Regionalliga aufrückte.
So waren die Blau-Weißen wieder in der Amateurliga angekommen und stieg 1965 in die Bezirksliga ab. Mit dem Aufstieg 1968 begann eine Phase von zwanzig ununterbrochenen Verbandsligajahren, in denen die Wissener zumeist einstellige Tabellenplätze erreichten, aber nur sporadisch um den Aufstieg mitspielen konnten. 1971/72 und 1980/81 wurden die Blau-Weißen Tabellenzweiter, einmal vier Punkte hinter den Eisbachtaler Sportfreunden, einmal vier Punkte hinter dem SV Leiwen. Ausgerechnet 1977/78 spielten sie mit Platz 13 das schlechteste Ergebnis dieser zwanzigjährigen Phase ein: Es war die Saison, in der die ersten fünf Tabellenränge für die Qualifikation zur Oberliga berechtigten.
Immerhin bekamen die Zuschauer in den frühen 80ern im Dr.-Grosse-Sieg-Stadion im DFB-Pokal den VfL Osnabrück (1:7) und ein Jahr später sogar Borussia Mönchengladbach (0:4) präsentiert. Aber es dauerte dann noch ein Jahrzehnt, bis die Wissener endlich die Oberliga erreichten: 1988 gingen sie mit sechs Punkten Vorsprung auf den BC Ahrweiler als Rheinlandmeister durchs Ziel.
Zwanzig Jahre hatten sie also gebraucht, um aus der Verbandsliga in die Oberliga aufzusteigen, und genau ein Jahr dauerte es, bis die Verbandsliga sie wiederhatte: Als Tabellen-Sechzehnter nämlich belegten sie einen Abstiegsplatz in der knappsten Abstiegsentscheidung der Oberligageschichte: Zwischen Borussia Neunkirchen auf Platz 8 und dem VfB Wissen auf Platz 16 lag genau ein einziger Punkt Unterschied. Die Dramaturgie des letzten Spieltages dieser Saison wäre ein eigenes Buch wert. Und als wäre das noch nicht genug der knappen Entscheidungen, belegten sie in der Folgesaison in der Verbandsliga den dritten Platz – punktgleich mit dem alten Rivalen aus Eisbachtal und der SG Betzdorf. In einer Entscheidungsrunde setzten sich die Sportfreunde mit 2:1 in Wissen durch und stiegen auf.
Aber im Jahr darauf gelang dem VfB wieder der Meistertitel, dieses Mal ungefährdet, und auch in der Oberliga landeten sie im gesicherten Mittelfeld. Nach einem vierten Platz 1992/93 belegten sie 1993/94 den dritten Platz, und der war die Eintrittskarte zur neugegründeten Regionalliga. Die Vorfreude auf eine Liga mit Arminia Bielefeld, Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen war groß, aber es stellte sich schnell heraus, daß der Verein doch eine Nummer zu klein war, um hier mitzuhalten, und als Tabellenletzter ging es wieder hinunter in die Oberliga. Die Vereinschronik resümiert schonungslos offen: „Was aber der fußballerische Höhepunkt der jüngeren Vereinsgeschichte hätte werden sollen, geriet zum sportlichen, organisatorischen und finanziellen Debakel. Dieser Super-GAU beschädigte nicht nur nachhaltig die Reputation des VfB, sondern kostete den Verein neben viel Geld (…) auch rund 170 seiner 600 Mitglieder.“
Man hatte aus der Regionalliga nämlich nicht nur die Erfahrung gut besuchter Spiele mitgebracht, sondern auch einen nicht unbeträchtlichen Schuldenberg, den der Verein schon in den vorangegangenen Oberligajahren anzuhäufen begonnen hatte. Aber in der Regionalliga beschleunigte sich die Verschuldung des Vereins nochmals. Das drohende finanzielle Desaster war bereits während der Regionalligasaison offen zutage getreten. So gingen die Blau-Weißen mit schwerer Schlagseite in die Oberliga und wurden direkt in die Verbandsliga durchgereicht. Es hatte nur vier Saisonsiege gegeben. Daß es am Ende wegen des Einsatzes des nicht spielberechtigten Cezary Michalski in fünfzehn Begegnungen noch einen Punktabzug von 13 Punkten setzte, war angesichts des ohnehin feststehenden sportlichen Abstiegs letztlich auch irrelevant. Der freie Fall wurde mit Platz 11 in der Verbandsliga zunächst gestoppt, aber der Abstieg erfolgte ein Jahr später, und seitdem spielt der VfB Wissen nur noch auf Landesliga- oder Bezirksebene. 2014 legte der Verein zum hundertsten Jubiläum dennoch eine erstklassig verfaßte und professionell verlegte Vereinsgeschichte auf, die unbedingt lesenswert ist.
In der Saison 2017/18 bestand für den VfB erstmals wieder die realistische Chance auf eine Rückkehr in die Rheinlandliga: Bis zum Saisonende lieferte sich die Wissener Elf ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Glas-Chemie Wirges. Nach 34 Spielen waren beide Rivalen punktgleich, so daß ein Entscheidungsspiel entscheiden mußte. Dieses gewannen die Wirgeser vor 1.200 Zuschauern im Schulstadion in Westerburg mit 2:1 n.V. - durch ein Tor in der 116. Spielminute.